Einen früheren Zustand der Grenzanlage dokumentiert der wieder aufgebaute Wachtturm aus Holz. Er befindet sich direkt neben dem Fundament eines steinernen Wachtturmes.
Von seiner Beobachtungsplattform aus sieht man den Knick, den der Limes hier beschrieb, das Fundament des einstigen Steinturmes und ein kleines Stück nachgebauten Palisadenzaunes. Die gesamte Limesstrecke war in der ersten Ausbauphase mit Holztürmen und einem solchen Zaun ausgestattet. Auch wenn er heute nicht besonders furchterregend aussieht, war er doch ein wirkungsvolles Hindernis, um die Grenzen des römischen Imperiums zu schützen.
Am Hügel des älteren Holzturmes lassen sich der Ringgraben und vier Pfostenlöcher gut erkennen. In der ersten und zweiten Ausbauphase des Limes standen diese Holztürme etwas hinter der Grenzlinie. Der steinerne Limes der vierten Ausbauphase zerschnitt die Fundamente der Holztürme. Eine Schautafel neben dem Steinturm erläutert den Limesverlauf in der Umgebung des heutigen Kipfenberg.
Aus der luftigen Höhe von immerhin acht Metern hatte man einen perfekten Überblick links und rechts vom Turm die Limesmauer entlang – die Reste der Mauer sieht man noch an den Ecken des Fundamentes – und natürlich ins Tal zum Kastell in Böhming.
Durch den direkten Blickkontakt zum Kastell und auf das gesamte Tal von Böhming bis Ilbling altmühlabwärts war dieser Turm strategisch besonders wichtig.
Nachrichten von anderen Türmen wurden hier an die im Kastell stationierten Truppen gemeldet und so konnte im Notfall schnell eingegriffen werden. Beim Blick auf Böhming erkennt man außerhalb des Ortes eine Kirche, die katholische Filialkirche St. Johannes, die direkt im Zentrum des ehemaligen Kastells steht.
Es gibt keine andere Stelle entlang der 550 km des UNESCO-Welterbes Limes, an dem Sie alle Ausbauphasen der Befestigungsanlagen und ein römisches Kastell auf einmal im Blick haben können.
In unmittelbarer Nähe zum Turm befindet sich seit 2018 die Rekonstruktion eines Teilstückes eines Palisadenzaunes. Der Nachbau macht die beeindruckenden Dimension des früheren römischen Grenzwalls deutlich. Die bayerischen Staatsforsten haben dabei in enger Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern ein bisher einzigartiges authentisches Bild einer römischen Pfahlrekonstruktion am größten Bodendenkmal Europas entstehen lassen.